Zuhause im Körper – Heimat finden

zuhause im koerper

Immer wieder komme ich mit meinen Klienten auf das Thema Heimat zu sprechen oder was es heisst, zuhause zu sein. Meistens haben wir eine Vorstellung davon, die sich auf eine geographische Region bezieht oder mit der Familie zu tun hat. Dann meinen wir einen Ort, wo wir und unsere Vorfahren herkommen. Er bezeichnet etwas Vertrautes. Heimat ist ein Ort, wo wir Ruhe finden von den Wirren und den Herausforderungen in der Welt da draussen. Wir erhalten Zuspruch, hier können wir wieder auftanken, wir fühlen uns geborgen, geliebt und akzeptiert. Freunde und Familienmitglieder verstehen und unterstützen uns – im Idealfall bedingungslos.

Wenn ich vom Idealfall spreche, heisst das ja auch, dass es Verhältnisse gibt, die nicht ideal sind. Eine vollständige Passung zwischen meiner Sehnsucht nach Heimat und ihrer Erfüllung gibt es wohl nicht.

Das führt mich zu der Annahme, dass Heimat in erster Linie ein Konstrukt ist. Es umfasst somit nicht nur geographische, soziale oder kulturelle Aspekte, sondern hat seinen Ursprung in einem tiefen seelischen Bedürfnis. Die Sehnsucht nach Heimat ist eine Kraft, die mich antreibt, weil sie in einem essentiellen Teil von mir zur Ganzheit beitragen möchte.

Wie kann ich dieser Sehnsucht zur Erfüllung verhelfen? Meine Erfahrung ist, dass die Suche im Aussen (geographisch, sozial, kulturell)  immer unvollständig bleiben wird.

In spirituell informierten Kreisen ist die Rede davon, dass die Suche im Innen eine grössere Entfaltung der Persönlichkeit ermöglicht. Die Suche im Innen beginnt mit der bewussten Wahrnehmung der Körperlichkeit. Die Beobachtung der Bewegungen des Atems hilft mir dabei, meine Sinne von den Aussenreizen abzuziehen und meine Achtsamkeit ganz auf körperliche Reize einzugrenzen. Neben der Begegnung mit körperlichen Empfindungen zeigen sich auch Gefühle und kognitive Aktivitäten, also Gedanken, Bilder, Erinnerungen.

Wenn du dich als Neuling auf diesem Terrain bewegst, kann es dich zunächst verunsichern. Du kannst aber lernen, diese Bewegungen des Inneren zu differenzieren und sie zu depersonalisieren. Letzteres bedeutet zu realisieren, dass du nicht dein Körper bist, noch deine Emotionen, nicht deine Gedanken.

Es gibt eine Essenz, die mein Wesen viel tiefer erfasst, als dies Gedanken oder Gefühle können.

Hier komme ich wieder zu unserem Ausgangsthema zurück. Was ich gerade beschrieben habe, ist erfahrbar, wenn ich mich in meinem Körper zuhause fühle.

Heimat im eigenen Körper zu haben bedeutet, seine Signale zu erkennen, mit ihm kommunizieren zu können, der innewohnenden Körperintelligenz zu vertrauen und auf sie reagieren zu können.

Der Atem ist das Bindeglied zwischen Körper und Geist. Ich kann lernen, ihn als Indikator für meine Befindlichkeit zu nutzen und gleichzeitig lässt sich über ihn das autonome Nervensystem beeinflussen. Dann lässt sich ein Gleichgewicht der im Körper wirkenden Kräfte erlangen. Dieser Zustand wird als Homöostase bezeichnet und ermöglicht Kontakt in die Tiefe, wo die Essenz des eigenen Wesens erfahrbar wird. Wenn ich sie berühre, kann sich das zeigen, was in mir angelegt ist und zur Entfaltung kommen möchte. Ich erlaube es ihr, mit  ihrer Farbe und Qualität mein Leben zu bereichern.

Wenn ich in meinem Körper  zuhause bin, schwingen Körper, Seele und Geist im Einklang. Jeder Anteil meiner Persönlichkeit darf sich zeigen und hat eine Stimme, die dazu beiträgt, dass ein erfülltes, ein authentisches Leben aus der Fülle möglich ist. Ich erkenne die Richtung, die meine Berufung in dieser Welt einnehmen möchte..

Wenn ich in meinem Körper zuhause bin, kann ich mich vom Strom des Lebens erfassen lassen. Dann vertraue ich darauf, dass alles, was das Leben bringt, zu meinen Gunsten ausfällt.

Was kann ich konkret tun, um Heimat in meinem Körper zu finden? Diese Aufzählung ist kurz gehalten und unvollständig.

  • Finde eine körperliche Praxis, die dich in einen Dialog mit deinem Körper bringt. Lerne seine Zeichen zu lesen und reagiere darauf. Geeignete Methoden sind solche, die dich ins Fühlen oder (Nach-)Spüren bringen, wie Yoga, Tai Chi, Chi Gong, Feldenkrais, Trager-Mentastics …
  • Lerne eine Meditationstechnik, die dir dazu verhilft, eine Beobachterposition einzunehmen, aus der du erkennst, dass du nicht dein Körper, nicht deine Gedanken, nicht deine Gefühle bist. Du bist ein Wesen, das den göttlichen Funken in sich trägt.
  • Atemarbeit, Breathwork verhilft dir dazu, einen veränderten Bewusstseinszustand einzunehmen. Das ermöglicht dir, aus einer anderen Perspektive auf deine Lebensumstände zu schauen. Du kannst dann neue Wahlmöglichkeiten erkennen.
  • Eigne dir an, über dein Leben zu reflektieren. Führe ein Tagebuch, lerne intuitives Schreiben.
  • Nimm Gefühle wahr und identifiziere sie in deinem Körper. Wo genau spürst du, dass du zB. glücklich, traurig, enttäuscht, überrascht etc bist?
  • Tanze! Drücke deine Gefühle regelmässig körperlich aus.
  • Sei kreativ. Was möchte an Kreativität aus dir heraus Form annehmen?
  • Lerne ein Instrument oder finde etwas, wie du dich rhythmisch ausdrücken kannst.
  • Last but not least: Eine befreite Sexualität ermöglicht eine tiefe Öffnung und kann dich sehr nahe in deine Essenz bringen.
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